Fotografie in der Nacht – das soll heute das Thema sein. In der Nacht zu fotografieren ist auch für mich immer eine kleine Herausforderung, also genau mein Ding! Ich möchte dir zeigen wie das ganze funktioniert, welche Ausrüstung du brauchst und worauf es zu achten gillt.
Bevor es mit dem Shooting los geht, muss erst mal eine Idee her. Mein Plan war, dass ich mit einem Model mitten in der Stadt fotografiere. Bis hierhin alles klein Problem, doch wenn die Sonne schon längst untergegangen und es draußen dunkel ist, wird es schwierig.
Mit welchen Problemen ist zu rechnen?
Es ist dunkel, entweder nehme ich lange Belichtungszeiten in Kauf, oder drehe den Iso-Wert entsprechend hoch. Die Gefahr zu verwackeln ist auch nicht gerade gering und das Fokussieren wird in der Dunkelheit auch sehr schnell zum Glücksspiel. Dass es in der Nacht für Fotograf und Model kalt werden kann, brauche ich wohl nicht erwähnen.
Was muss ich alles in die Fototasche packen?
Ganz klar, am besten geeignet für Fotos in der Nacht sind Festbrennweiten. Die hohe Lichtstärke mindert die Probleme mit der Belichtungszeit sowie den hohen Iso-Werten. Ein Zoomobjektiv mit einer Offenblende von f/4 oder höher ist in diesem Fall nicht unbedingt geeignet. Da ich auch am Tage gerne mit Blitzlicht fotografiere, darf der Aufsteckblitz nicht fehlen und ist in diesem Fall sogar Pflicht. Damit der Blitz nicht auf der Kamera bleibt, müssen Funkauslöser auch mit in die Fototasche. Somit kannst du den Blitz entfesselt von der Kamera nutzen. Der Aufsteckblitz alleine, produziert ein sehr hartes Licht. Soll das Licht weicher werden, empfiehlt sich eine Softbox. Ich nutze dafür die Softboxen von SMDV, eine genaue Auflistung der Ausrüstung hänge ich gleich noch an. Was nicht in die Fototasche passt, aber dennoch nicht fehlen darf ist ein Assistent. Im Notfall geht natürlich auch ein Stativ um entfesselt Blitzen zu können. Die Brennweite hängt dann natürlich von dem gewünschten Bild und der eigenen Vorliebe ab, einen Tipp möchte ich aber noch geben. Da lange Belichtungszeiten zu erwarten sind, sollte die Brennweite nicht zu lang sein. Meine 200mm f2.8 Festbrennweite ist deswegen im Schrank geblieben. Da es unmöglich ist, bei 200mm und einer Belichtungszeit von schätzungsweise 1/30 ein scharfes Bild zu bekommen. Ich würde eine Brennweite zwischen 35 und 85mm Empfehlen, wobei 85mm ohne Stabi schon grenzwertig ist.
Der Inhalt meiner Fototasche
- Canon EOS 6d
- Sigma 24mm f/1.4 Art
- Sigma 35mm f/1.4 Art
- EF 50mm f/1.8
- Tamron 90mm f/2.8 (Stabi)
- Yongnuo Funkauslöser
- Yongnuo Aufsteckblitz
- SMDV Speedbox-70
- Boomstick für den Assistenten

Die Softbox (SMDV 70) wurde vom Assistenten mit hilfe eines Boomstick’s direkt über mir plaziert. 35mm | Blende f/2.5 | Belichtungszeit 1/50 | Iso 1000
Locationcheck
Bevor ich mit dem Model shoote, schaue ich mir die potenziellen Loacations immer vorher an. Gerade in der Nacht finde ich es wichtig, da ich ein paar Testbilder machen kann und weiß, worauf ich mich einstellen muss. Ich habe mir eine Einkaufsstraße in der Innenstadt ausgesucht. Das Licht der Läden soll für etwas buntes Bokeh sorgen. Die ersten Testbilder ergaben bei Offenblende f/1.4 eine Belichtungszeit von 1/50 und Iso 320. Die Belichtungszeit möchte ich dann bei dem eigentlichen Shooting nicht verändern, damit es nicht zu “Verwacklern” kommt. Nur die Blende und der Iso-Wert werden verändert. Die Kamera ist im manuellen Modus, mit den Werten im Kopf habe ich für das Shooting eine gute Grundlage und es kann losgehen.
Sharlyn stand an diesem Abend vor der Kamera und ein guter Freund assistierte uns.
Die Grundeinstellungen für die Kamera hatte ich ja schon aus dem Testshooting. Ich übernahm die Werte und musste dann nur noch dem Assistenten erklären wie der Blitz mit der Softbox positioniert werden sollte. Die Leistung des Aufsteckblitzes musste noch eingestellt werden, nach einigen Testbildern war der Wert 1/16 perfekt. Die Belichtung des Blitzes kann im Nachhinein noch über den Abstand zum Model beeinflusst werden. Wenn die Belichtung passt, solltest du dem Assistenten sagen, dass der jetzige Abstand zum Model eingehalten soll. Bewegt sich der Assistent näher zum Model, erhöht sich die Lichtleistung, bei einer Entfernung verringert sich diese.

Hier war es so dunkel, das die 6d nicht fokusieren konnte. Eine Taschenlampe oder auch der Blitz eines Handys hilft hier ungemein. 35mm | Blende f/5.6 | Belichtungszeit 1/100 | ISO 320
Am Anfang habe ich das Problem mit dem Fokussieren angesprochen, dafür gibt es ein paar Tricks, die dir das Leben erleichtern. Ich habe darauf geachtet, dass hinter mir eine Straßenlaterne steht, die etwas Licht auf das Model wirft und schon war das Problem gelöst. Wenn es doch zu dunkel ist, gibt es Funkauslöser (Yongnuo YN-622N TX), die ein integriertes AF Hilfslicht besitzen, das ist dann die elegante Lösung, wenn es wirklich stockdunkel ist. Wenn die ganzen Probleme gelöst sind und es ans fotografieren geht, habe ich noch einen letzten Tipp. Bei schwierigen Situationen ist es wichtig Auslösungen zu machen. Mach lieber mehr Bilder, denn der Ausschuss ist gerade bei Offenblende sehr groß. Ich habe mit einer Blende von f1.4 bis f/2.5 gearbeitet, da ist der Schärfebereich nicht gerade groß.
Ich hoffe dir einige nützliche Hinweise gegeben zu haben und wünsche dir viel Spaß beim Ausprobieren!